War das aber wieder eng. Beinahe hätte es einen Unfall gegeben, doch es ging gerade nochmals gut. Solche oder ähnliche Äusserungen gehören zum betrieblichen Alltag. Ja, denn wie oft konnten Arbeitnehmende einem Hindernis gerade noch ausweichen oder sind auf der Treppe gestolpert, aber doch nicht gefallen. Solche oder gleichartige Situationen ereignen sich tagtäglich, erhalten von uns aber selten oder keine spezielle Aufmerksamkeit. Es ist ja gut gegangen und nichts ist passiert.
Dabei sind Beinaheunfälle eine wichtige Quelle, um daraus zu lernen, sodass sich mit deren Hilfe künftig schwere Berufsunfälle verhindern lassen. Wie auch Sie aus Beinaheunfällen lernen und dafür sorgen können, dass aus möglichen unsicheren Zuständen oder Handlungen keine tatsächlichen Unfälle entstehen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Wir Spezialisten der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes bezeichnen als Beinaheunfall ein plötzlich eintretendes, unerwünschtes Ereignis, das im konkreten Fall ohne Konsequenzen geblieben ist, aber das Potenzial hatte, einen Sachschaden, eine Verletzung oder eine Krankheit zu erzeugen. In einem direkten Zusammenhang zu Beinaheunfällen stehen unsichere Zustände und Verhaltensweisen, die rechtzeitig entdeckt oder auch nur aus Glück ohne Folgen geblieben sind. Das kann zum Beispiel eine Stolperfalle sein, an der sich niemand verletzt hat oder Schutzausrüstung, die nicht getragen wurde, ohne dass jemand zu Schaden gekommen ist. Folglich sollten Arbeitgeber einen Beinaheunfall als Warnsignal deuten, auf das es entsprechend zu reagieren gilt. Wer also in der Prävention wachsen will, muss zu unterst auf der Unfallpyramide beginnen. Da, wo alle diese, meist nicht erfassten, unsicheren Zustände und Verhaltensweisen auf ihr nächstes Opfer lauern. Auf alle Mitarbeitenden, die dann in der nächsten Unfallstatistik auftauchen.
Zur Analyse des Unfallgeschehens wird häufig die Unfallpyramide der Suva herangezogen. Diese setzt die Schwere und Häufigkeit von Unfällen in ein Verhältnis zueinander. Die Unfallpyramide basiert auf den Forschungen von Frank Bird, der 1996 rund 1,7 Millionen Arbeitsunfälle analysierte. Die Suva hat die Zahlen aus der Forschung auf die Schweiz adaptiert, dabei fand sie heraus, dass auf einen tödlichen Unfall zehn schwere Unfälle mit Invalidität, 1’000 Unfälle, 10’000 und knapp 100’000 unsichere Bedingungen /Handlungen (Beinaheunfälle) kommen. Ein Unfall ist daher kein Zufall.
Bei jedem Unfall spielt im Vorfeld das Verhalten der Mitarbeitenden, ein unsicheres Arbeitsumfeld oder ein unsicherer Zustand sowie eine unsichere Handlung eine grosse Rolle. Die Kunst ist nur, diese Umstände frühzeitig zu erkennen und die Mitarbeitenden über diese möglichen Gefahren und die notwendigen Schutzmassnahmen zu informieren, gar zu instruieren.
Beinaheunfälle frühzeitig zu erkennen und zu beheben, ermöglicht es den Arbeitgebern und Spezialisten der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes das Erreichen höherer Stufen in der Unfallpyramide effektiv zu verhindern. Dabei geht es darum, Beinaheunfälle und kritische, unsichere Situationen systematisch zu erfassen und zu bewerten.
Hinterfragen Sie deshalb auch die vorhandenen Sicherheitsmassnahmen kritisch und bemühen Sie sich, das Sicherheitsniveau in Ihrem Betrieb kontinuierlich zu verbessern. So kann die Anzahl der Berufsunfälle enorm reduziert werden. Dies funktioniert aber nur, wenn Beinaheunfälle tatsächlich gemeldet werden.
Die Einführung einer offenen Fehlerkultur ist Aufgabe der Geschäftsleitung / des Managements. Nur wenn dieses bereit ist, den konstruktiven Umgang mit Fehlern in der Unternehmenskultur zu verankern, kann sie ihre positive Wirkung entfalten. In einigen Branchen, in denen menschliche Fehler fatale Konsequenzen nach sich ziehen könnten, ist eine Fehlerdokumentation bereits verpflichtend, so z. B. in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie oder der Luftfahrt. Aber auch Betriebe, in denen das nicht der Fall ist, sind gut beraten, Vorfälle zu melden, um aus Fehlern und unsicheren Situationen lernen zu können. Die Einführung einer Fehlerkultur, also dem positiven Umgang mit Fehlern, trägt viel zur Risikoverminderung im eigenen Unternehmen bei. In einer offenen Fehlerkultur ist es wichtig, über kritische Situationen sprechen zu können, um diese gemeinschaftlich zu verbessern.
Motivieren Sie die Mitarbeitenden dazu, Beinaheunfälle zu melden, auch wenn sie ihnen noch so unwichtig erscheinen. Um das zu unterstützen, kann die Meldung auch anonymisiert erfolgen, z. B. über im Betrieb ausgehängte QR-Codes (z. B. safely Quick-Reports). Verbinden Sie das Melden von Beinaheunfällen auch mit einem Belohnungssystem. Dies können Einkaufsgutscheine oder kleine Give-aways sein.
Die Dokumentation von Berufsunfällen erfolgt für gewöhnlich über das Absenzenmanagement. – Und Beinaheunfälle oder Erste-Hilfe-Leistungen? – Dieses werden leider zu selten erfasst. Dabei wäre dies mit einem Incidentreport (Meldung von Vorkommnissen) einfach zu bewerkstelligen und hilft auch hier eigentliche Ursachen zu erkennen. Ein Incidentreport kann, wahlweise handschriftlich oder elektronisch geführt werden und sollte auch alle Informationen zu Beinaheunfällen beinhalten.
Die Webapplikation safely hilft Ihnen dabei, Daten aus Vorkommnissen (z. B. Allgemeine Ereignisse, Berufsunfälle, Beinaheunfälle oder Sachschäden), rechtssicher und übersichtlich zu dokumentieren. Überdies ermöglicht Ihnen die Webapplikation, Statistiken von mehrerer Jahre miteinander zu vergleichen und auszuwerten. Praktische Funktion zur Massnahmen-Beauftragung und -Nachverfolgung benachrichtigt einen zuvor festgelegten Empfängerkreis direkt per E-Mail, sobald ein Ereignis dokumentiert wurde. So erkennen Sie kritische Zustände im Betrieb frühzeitig und können schnellstmöglich entsprechende Verbesserungsmassnahmen einleiten. Eine interessante Lösung für Sie? Zögern Sie nicht und zu kontaktieren, damit wir Ihnen weitere Informationen zukommen lassen können. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!
Beinaheunfälle sind eine wertvolle Informationsquelle für Arbeitgeber, als auch Spezialisten der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes. Wenn sie die Ursachen von Unfällen, Beinaheunfällen oder Sachschäden verstehen, können Arbeitgeber zusammen mit ihren Sicherheitsbeauftragten oder Kopas gezielte Massnahmen entwickeln, um gleich gelagerte Situationen und Ursachen zu verhindern. Wir unterstützen Unternehmen bei der Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben und in der Präventionsarbeit für gesunde und sichere Arbeitsplätze. Fordern Sie das kostenlose und unverbindliche Informationspaket an.
Unsere Leistungen orientieren sich am Bedürfnis des Kunden. Gesetzes- und normenkonform unterstützen wir unsere Kunden tagtäglich bei der Optimierung von Sicherheit, Gesundheit, Qualität und Hygiene am Arbeitsplatz.
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